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„Alles sinnlos, ausweglos“

Am 10. November jährt sich der Todestag Robert Enkes zum zehnten Mal. Seit dem Suizid des ehemaligen Nationaltorhüters bemüht sich die Robert-Enke-Stiftung unter anderem um Aufklärung rund um das Thema Depression. Anlässlich des Jahrestages präsentiert sie eine Virtual-Reality-Erfahrung „Impression Depression“, in der von der Krankheit nicht betroffene Menschen einen künstlichen Einblick in die Erlebnis- und Gedankenwelt eines depressiv kranken Menschen erhalten. Ziel ist es, anhand einer Alltagssituation oder der Situation eines Leistungssportlers das Bewusstsein und die Wahrnehmung von Depressionen als eine psychische Krankheit zu verbessern, bedrückend und zugleich beeindruckend. kicker-Redakteur Michael Richter probierte das „Kino im Kopf“ aus.

„Die Bleiweste, die ich vor Beginn des Programms überstreife, ist echt. Und schwer. Ich klemme den Kopfhörer um meinen Nacken, setze die Brille auf und ziehe nun die Hörer über die Ohren. Im virtuellen Foyer der Ausstellung „Impression Depression“ begrüßt mich die Stimme der Moderatorin und gibt mir Anleitungen, was ich tun soll.

Ich bin skeptisch, aber auch erwartungsvoll. Auf den zwei Tischchen vor mir liegt rechts ein Smartphone. Links ein paar Torwarthandschuhe mit einem Aufdruck: „Enke“. Ich fokussiere sie mit meinen Augen und finde mich plötzlich in der luxuriös ausgestatteten Kabine der deutschen Nationalmannschaft wieder. Ringsum hängt die Kleidung für die Spieler bereit, neben mir auch meine: Das grüne Torwarttrikot mit der „1“ und dem Namenszug „Enke“. Auch die Torwarthandschuhe sind wieder da. Eine Stimme haucht mir schlaff und monoton meine Gefühle und Gedanken in den Gehörgang. „Warum sitze ich hier überhaupt?“ Pause. „Ich fühle mich so schlapp.“ Pause. „Mir tut einfach alles weh. Wie soll ich gleich so spielen?“

Ein Nationalspieler und besonderer Weggefährte kommt hinzu. „Robbi, alles klar bei dir? Du siehst müde aus! Komm, gemeinsam schaffen wir das“, sagt er. Meine Reaktion jedoch: „Ich muss mich zusammenreißen und irgendwie dieses Spiel überstehen…“

Vor mir leuchtet das Wort: „Versager“

Die Kabine verwandelt sich zum düsteren Tunnel. Schwer und bedrohlich rücken mir Betonwände buchstäblich auf den Leib. Die Bleiweste auf meinen Schultern wirkt auf einmal noch schwerer. Das kleine, schummrige Licht ganz hinten nehme ich kaum wahr. Dann wieder meine Stimme auf dem Kopfhörer, diesmal visuell begleitet mit Begriffen, die mir aus dem Dunkel gnadenlos ins Auge flimmern. „müde“ – „Angst“ – „unglücklich“ – „gefühllos“ – „hoffnungslos“. Schließlich die verzweifelte Frage mit der selbst gegebenen Antwort: „Wo soll das enden? Ich werde aus diesem Loch nie wieder rauskommen.“ Vor mir leuchtet das Wort: „Versager“.

In diesem Moment an etwas Positives zu denken, fällt mir, dem Probanden, ausgesprochen schwer. Denn die trüben Gedanken kommen wieder auf das Ohr, die Schlagworte leuchten aus dem Schwarz, in das ich blicke, wieder auf. Es wirkt, als könne man diesen Einflüssen nicht entfliehen.

Kurz darauf finde ich mich in der Mannschaftskabine wieder. „Zum Glück ist das Spiel vorbei und ich habe es geschafft, nicht aufzufallen“, höre ich meine Gedanken. „Ich spüre einfach nichts mehr. Keine Nervosität. Keine Freude. Nichts. Alles egal, auch das Ergebnis.“

Die Kollegen sind schon weg. Per Sprachnachricht meldet sich Teresa Enke und fragt, wo ich bleibe. Ich hätte doch wieder „super gespielt“, sagt sie… Doch die Stimme aus dem Kopfhörer hält unerbittlich meine Gemütslage dagegen. „Es ist alles sinnlos, ausweglos. Ich habe das Gefühl, als würde mir alles entgleiten.“

Dann wechselt die Szenerie. Ich sitze wieder im freundlich gestalteten Foyer der Ausstellung, dem Ausgangs- und Endpunkt meiner Erfahrungstour. Ich sehe auf einer großen Leinwand eine bunte Bildershow. Sie zeigt glückliche Menschen in unterschiedlichen Situationen. Die Bleiweste, die ich noch trage, wird leichter, jedenfalls gefühlt. Etwas erleichtert, wieder im „normalen“ Leben zu sein, bin auch ich. Und beeindruckt.“

Das Projekt „Impression Depression“ geht von November an auf Deutschland-Tour. Weitere Informationen und Voranmeldungen für interessierte Institutionen sind im Internet unter „impression-depression.com“ möglich.

 

Quelle:

Foto: Tauchte in die Gedankenwelt von Robert Enke ein: kicker-Reporter Michael Richter.

https://www.kicker.de/760628/artikel/virtual_reality_aus_der_gedankenwelt_des_robert_enke

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