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Neue Technologien und smarte Lernumgebungen unterstützen die Ausbildung. Sie ermöglichen es auch, die Lernhistorie der Auszubildenden zu nutzen. Von Julia Knopf, Christian Murlowski und Tobias Walter

Lehr- und Lernplattformen ermöglichen es schon heute, dass Lehrende und Lernende den individuellen Leistungsstand eines Lerners einsehen können. Das lässt Rückschlüsse auf die individuelle Lernentwicklung zu – auch Lernhistorie genannt. Neue Technologien bieten ein bisher unerreichtes Potenzial zur Gestaltung solcher Lernhistorien.

Leistungsentwicklung und individuelles Feedback

Lernhistorien geben einen Überblick über die Leistungsentwicklung eines Auszubildenden. Daraus entsteht ein individuelles Leistungsprofil. Dieses Feedback ist für Ausbilder/-innen elementar, um Entwicklungen innerhalb eines Lernprozesses sichtbar zu machen und das Profil zu schärfen. Absolvierte Lernmodule, Weiterbildungen, Schulungen und Zusatzqualifikationen des Auszubildenden sind Teil dieser Lernhistorie. Diese bringt Vorteile für Auszubildende und Ausbilder/-innen. Denn sind erst einmal genügend Daten, wie absolvierte Arbeitsaufträge, Bewertungen durch Lehrende, wahrgenommene Weiterbildungen, vorhanden, analysiert ein Lernmanagement-System diese. Darauf aufbauend begünstigt eine benutzerfreundliche Visualisierung der Auswertung einen Überblick über die Leistungsentwicklung. Zum einen können Auszubildende so ihre individuellen Lernfortschritte verfolgen und Stärken oder Defizite in ihren einzelnen Lernabschnitten besser erkennen. Ebenso können sie anstehende Lernabschnitte oder Weiterbildungsmöglichkeiten einsehen und diese nach ihren Interessen auswählen.

Arbeitserleichterung für Ausbilder

Für Ausbilder/-innen besteht der Vorteil darin, dass durch die automatisierte Datenerhebung und -analyse kein manuelles Auswerten notwendig ist. Ebenfalls fällt es leichter, mit Hilfe der visuellen Aufbereitung der Daten, den Entwicklungsverlauf einer ganzen Lerngruppe sowie von einzelnen Auszubildenden zu betrachten. Das hilft dabei, dem jeweiligen Auszubildenden individuelle Lerninhalte zur Verfügung zu stellen. Für Ausbilder/-innen ist es wichtig, die Leistungen des Auszubildenden einzuordnen. Da die Lernhistorie ein komplettes Nutzerprofil erstellt, liegen genügend Daten vor, um Entscheidungen hinsichtlich einer möglichen Übernahme in das Unternehmen treffen zu können. Somit können Führungskräfte effizient bestimmen, ob und für welche interne Stelle sich der Auszubildende eignet. Dank des vorliegenden Profils können sie Anforderungen der offenen Position mit erbrachten Leistungen vergleichen.

Um eine Lernhistorie zu erstellen, müssen Technologien die Daten erheben. Bereits heute gibt es innovative Technologien, die dies ermöglichen. So lässt sich die Umgebung zum Beispiel mit Hilfe von Augmented oder Mixed Reality mit digitalen Inhalten anreichern, durch Virtual Realityeine komplett neue Lernumgebung schaffen und mit Sensoren die Umgebung intelligent vernetzen. Kombiniert man diese digitalen Medien mit analogen Lernangeboten, so entstehen intelligente Lernräume – auch Smart Learning Environments genannt. Die Vernetzung dieser Technologien ermöglicht es, exakte Lerndaten zu erheben. Mit Hilfe dieser Daten ergibt sich eine automatisierte Quelle an Informationen für die individuelle Lernhistorie der Mitarbeitenden. Verschiedene Technologien und Softwares können dabei helfen, diese Daten bereitzustellen und zu analysieren.

Mit AR die Realität digital erweitern

Augmented Reality, AR, spielt eine wichtige Rolle für intelligente Lernumgebungen. Dabei werden verschiedene Endgeräte wie Datenbrille oder Smartphone genutzt, um Inhalte in das Sichtfeld des Nutzers ein- oder überzublenden. Mixed Reality ist eine Weiterentwicklung von AR: Hierbei werden die Inhalte abhängig von der realen Welt eingeblendet. Digitale Objekte oder Hologramme erweitern bestehende, analoge Objekte der realen Welt und können mit diesen interagieren. Die Stärke dieser Technologien liegt in der barrierefreien Interaktionsmöglichkeit: Feedback oder weitere Informationen zur Ausführung einer Tätigkeit können direkt im Sichtfeld des Nutzers eingeblendet  werden.

Beispiel: Der Auszubildende tauscht ein Bauteil an einer Maschine aus. Informationen über die einzelnen Schritte des Arbeitsprozesses oder die Position eines gesuchten Teiles werden ihm als Mixed Reality über seine Brille angezeigt. In der Lernhistorie des Auszubildenden wird hinterlegt, ob er Fehler macht, wie lange er gebraucht hat und wie viel zusätzliche Hilfe er benötigt hat.

Mit VR neue Welten erschaffen

Die virtuelle Realität, VR, kann ebenfalls mit verschiedenen Endgeräten genutzt werden. Meistens kommen spezielle VRBrillen zum Einsatz, die mit Hilfe von Controllern vielfältige Interaktionsmöglichkeiten bieten. Die Brillen blenden die reale Welt aus, die Nutzer/-innen sehen eine digital dargestellte Umgebung vor sich. Mit spezieller Software können eigene VR-Räume oder Umgebungen am Computer erstellt werden. Der Vorteil hierbei: Das Einpflegen und Bereitstellen von digitalen Inhalten ist einfach. Die VR-Welten lassen sich auf die jeweiligen Bedürfnisse ausrichten. Realistische Szenarien können so kosteneffizient, standortunabhängig und risikoarm simuliert werden.

Beispiel: In einer VR-Umgebung erprobt ein angehender Autolackierer das Lackieren von Autoteilen. Die Anwendung erfasst Daten wie beispielsweise Dauer und Präzision der Ausführung. Durch das Hinterlegen dieser Daten im Nutzerprofil kann der/ die Ausbilder/-in nachvollziehen, welche Fortschritte der Auszubildende gemacht hat und ihm darauf basierend individuelle Aufgaben zuteilen.

Mit Sensoren die  Umgebung digitalisieren

Sensoren, die Füllstände, Druck oder Temperaturen messen, sind Teil vieler Arbeitsumgebungen. Die Verbindung intelligenter Geräte untereinander wird Internet-of-Things – kurz IoT – genannt. Im Alltag ermöglichen es solche Anwendungen zum Beispiel, mit einem Smartphone das Licht zu steuern oder per Sprachbefehl die Haustür zu öffnen. Für die digitale Ausbildung ist IoT eine Grundlage, um Daten von Sensoren zu erhalten, damit verschiedene Geräte untereinander kommunizieren oder Befehle ausführen können – das ermöglicht, Geräte und Arbeitsprozesse effizienter und weniger wartungsintensiv zu gestalten.

Beispiel: Die intelligente Lernumgebung weiß, wie präzise der Auszubildende ein bestimmtes Werkstück mit der Drehbank angefertigt hat. Entsprechende Sensoren liefern diese Daten und speisen sie direkt in die Lernhistorie des Azubis ein. Der/ die Ausbilder/-in ruft diese Daten ab und gibt dem Auszubildenden individuelle Vorschläge oder Hinweise.

Analog und digital – eine intelligente Lernumgebung erstellen

Die Verbindung dieser Technologien mit analogen Komponenten führt zu einer Lernumgebung, in der Auszubildende gleichermaßen von analogen wie von digitalen Lernmitteln profitieren. Ein großer Vorteil solcher smarter Lernumgebungen ist die Zusammenarbeit an den Lernszenarien, die sie anregen. Ausbilder/-innen können die Lerner unterstützen oder anleitend eingreifen. Und schließlich wird der Lernfortschritt eines Lernenden gespeichert. Dadurch weiß das Ausbildungspersonal, was der Azubi bereits erlernt hat, womit es weitergeht, welche Defizite es gibt und welche Lerninhalte für den jeweiligen Lerner angemessen sind.

Beispiel: Der Raum projiziert ein Abbild von Schaltschränken auf die Wand. Die Auszubildende muss virtuell die Verkabelungen anpassen oder Module austauschen. Der Ausbilder gibt weiterführende Informationen und Feedback zur Ausführung. Diese werden automatisch in der Lernhistorie eingebettet.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in:
didacta – Das Magazin für lebenslanges Lernen, Ausgabe 1/2020, S. 14-17, www.didacta-magazin.de

 

Quelle:

Foto: © www.pixabay.de

https://bildungsklick.de/aus-und-weiterbildung/detail/ungeahntes-potenzial

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