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Durch so genannte 3D-Brillen können virtuelle Orte sehr realistisch und dreidimensional wiedergeben werden. Solche Datenbrillen nutzen Musiker aus Magdeburg, um Menschen neue musikalische Erlebnisse bieten zu können – vor allem denen, die ihr zuhause nicht mehr verlassen können.

Man hört durch die hohe Flügeltür, wie Marcel Körner sich auf seinem Cello einspielt. Er sitzt mutterseelenallein im großen Saal des Magdeburger Gesellschaftshauses, umgeben von einem Wald von Mikrofonen und einem Ding, das an einen Science-Fiction-Film erinnert:

Das sieht ja fast ein bisschen aus wie ein Robotergesicht, das einen anguckt mit zwei Augen. Ich versuche mir tatsächlich ein Publikum vorzustellen, um so ein bisschen in Stimmung zu kommen.

Das Gerät ist eine 3D-Kamera, bislang vor allem in der Computerspielbranche verwendet. Veit Fehmeier, der eigentlich Toningenieur ist, ist nun auch für das Bild zuständig:

Diese Kugelkamera besteht aus sechs Einzelkameras, die jeweils ihren eigenen Videostream aufzeichnen. Und der wird durch eine spezielle Software zu einem 360°-3D-Video zusammengesetzt. Dieses wird dann weiterverarbeitet, geschnitten, mit Überblendung, Texteinblendung, zum Schluss kommt der Ton drunter und dann wird’s für die VR-Brille exportiert.

Klassik trifft auf Technologie der Spielebranche

VR steht für virtuelle Realität. Die Datenbrille sieht aus wie eine Taucherbrille, nur dass man sich nicht unter Wasser, sondern in künstlichen Welten bewegt. Nun also trifft klassische Musik auf Technologie der Spielebranche. Die Idee dazu hatte der Magdeburger Geiger Marco Reiß:

Mit dem Rossini-Quartett spielen wir seit dreißig Jahren in Altenheimen, auf Krankenstationen. Natürlich erreicht man dort Menschen, die noch einigermaßen fit sind, ihr Bett verlassen können. Aber was ist mit denen, die ihr Bett nicht verlassen können? Die bekommen diese zehn Minuten nicht mit, in denen man gerade spielt. Und ich habe immer wieder gedacht, wie kann man diese Menschen erreichen, die im Bett liegen und daran nicht teilhaben können.

Für Pflegefälle ist der Konzertbetrieb nicht ausgelegt

Seit nahezu vierzig Jahren ist Marko Reiß Geiger in der Magdeburger Philharmonie. Auch sein Vater war dort schon Musiker. Immer wieder hat Marko Reiß erlebt, dass treue Konzertbesucherinnen und -besucher irgendwann bei den Aufführungen fehlen. Für Pflegefälle ist der Konzertbetrieb nicht ausgelegt. Die Datenbrille sei da ein guter Ersatz:

3D bedeutet, du bist in einer anderen Welt. Du denkst in dem Moment, wo du die Brille aufsetzt, du bist dort, wo das Konzert stattfindet, das auf dieser Brille geboten wird – und da holen wir die Menschen ab. Bis jetzt gab es sehr berührende Rückmeldungen, dass wir eigentlich auf einem guten Weg sind.

Stirbt damit das Livekonzert?

Magdeburger Pflegeheime haben an dieser Idee großes Interesse. Aber auch für andere Bereiche ist das System durchaus gut einsetzbar für den Musikunterricht in Schulen zum Beispiel. Auch Opern ließen sich so aufnehmen und ein völlig neues Musikerleben möglich machen. Stirbt damit die Liveaufführung aus? Wohl eher nicht sagt Marko Reiß:

Live wird am Ende immer live bleiben. Das reelle Erleben des Künstlers auf der Bühne, während man selbst im Publikum sitzt, das ist natürlich unschlagbar. Wir werden uns ergänzen, denke ich mal. Die Entwicklung geht weiter. Und ich denke, man muss mitdenken und es gibt viele Menschen, die ihr zuhause nicht mehr verlassen können. Wie kann man denen Lebensqualität bieten? Zum Beispiel, indem sie zwanzig Minuten ein Konzert genießen können.

Schließlich haben auch die Schallplatte oder CD das Livekonzert nicht ersetzt. Allerdings gibt es auch Vorbehalte, wie Marco Reiß einräumt. Denn die Brille wirkt noch ziemlich klobig. Aber die Großen der Computerbranche arbeiten mit Hochdruck an neuen Brillen, denn es wird ein Milliardenmarkt erwartet. Während die Popmusik mit den neuen Möglichkeiten schon länger experimentiert, ist die klassische Musik bislang eher zurückhaltend, Marko Reiß glaubt, dass sich das ändern wird.

Quelle:

https://www.mdr.de/mdr-klassik-radio/klassikthemen/datenbrille-konzert-im-virtuellen-raum-100.html

Foto: Bildrechte: imago images/Georg Ulrich Dostmann

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