Forschende am Fraunhofer-Institut fĂŒr Produktionstechnik und Automatisierung IPA haben eine Anwendung entwickelt, mit der sich Fabriklayouts interaktiv in Mixed Reality entwerfen lassen.
- Die Anforderungen an die Fabrik der Zukunft sind hoch. Denn sie muss schnell an verÀnderte Produktionsprozesse anpassbar sein und bei knappen FlÀchen und zugleich hohen FlÀchenkosten bestehen können.
- Hier kann die Verwendung von Mixed Reality die Fabrikplanung effizient unterstĂŒtzen.
- Mit »HoloLayouts« haben Forschende am Fraunhofer-Institut fĂŒr Produktionstechnik und Automatisierung IPA eine Anwendung entwickelt, mit der sich flĂ€cheneffiziente Fabriklayouts von mehreren Personen interaktiv in Mixed Reality entwerfen lassen.
- Die Fabrikplanung wird virtuell erlebbar, Ănderungen erfolgen live und in Echtzeit.
Die Fabrikplanung findet heutzutage oftmals am Computer statt. Der Nachteil: Es ist schwierig, Mitarbeitende aus der Produktion einzubeziehen, da die Software in der Regel die Bedienung durch einen Experten erfordert. Das Fachwissen der Produktionsmitarbeiter ist fĂŒr die Gestaltung der Fabriklayouts und RĂ€ume jedoch unerlĂ€sslich. DarĂŒber hinaus verlangen sich schnell Ă€ndernde Fertigungsprozesse Um- und Neubauten von Produktionshallen. Vor allem im Bereich der Batterieproduktion Ă€ndern sich Herstellungsprozesse durch produkt- und produktionstechnische Innovationen rasant. FĂŒr Forschende des Fraunhofer IPA war dies Anlass, eine Anwendung fĂŒr die Mixed-Reality-(MR)-Fabrikplanung zu entwickeln: HoloLayouts entstand im Rahmen des Projekts »DigiBattPro4.0 â BMBF«, das die ganzheitliche Digitalisierung der Batteriezellenproduktion zum Ziel hat.
Mixed Reality â das Beste aus allen Welten
»Bei der Batterieproduktion fallen hohe FlĂ€chenkosten an, bedingt durch die speziellen Anforderungen an Rein- und TrockenrĂ€ume. Auch sind die vorhandenen FlĂ€chen in der Regel knapp. Produktionstechnische Innovationen verlangen vielfĂ€ltige zukĂŒnftige Gestaltungsmöglichkeiten. Die Fabrik der Zukunft muss wandlungsfĂ€hig sein«, sagt Christian Kaucher, Wissenschaftler am Fraunhofer IPA. »Mit HoloLayouts reagieren wir auf diese Anforderungen und ermöglichen eine flĂ€cheneffiziente, flexible Planung, bei der sich Layouts schnell an neue Produkt- und Produktionstechnologien anpassen lassen«.
Der Vorteil des Mixed Reality Tools, das der Forscher mit den Kollegen GĂŒnther Riexinger und Markus Sasalovici mit Hilfe der Entwicklungsumgebung Unity realisierte: Mehrere Personen können sich interaktiv an der Fabrikplanung beteiligen, wĂ€hrend dies bei klassischen 3D-Planungen am Rechner in der Regel nicht möglich ist. Im Gegensatz zu Virtual Reality (VR) sind die Mitarbeitenden nicht von der Umgebung abgeschottet. Denn neben den virtuellen Modellen sehen sie weiterhin die reale Umgebung und können mit den weiteren Planungsbeteiligten interagieren.
Fabriklayouts: Feinplanung und Validierung der Fabrik
Möglich wird dies durch die Kombination aus der HoloLayouts-Software und der erforderlichen Hardware, der Microsoft HoloLens 2. Mit diesen Mixed Reality Headsets wird den Anwendern die virtuelle Planungsumgebung direkt in ihr Blickfeld projiziert. Die Nutzer können dann einzelne Objekte wie etwa Maschinen oder WerkstĂŒcke greifen, bewegen, verschieben, skalieren und platzieren. Aus einem Katalog lassen sich darĂŒber hinaus neue Objekte einfĂŒgen. Die Entfernung der Objekte zueinander sowie beispielsweise die Breite von GĂ€ngen ist variierbar. Im Miniaturmodus können die Nutzer zunĂ€chst verschiedene Layoutvarianten entwerfen und einen Ăberblick ĂŒber die Planung erhalten. Im 1:1-Modus werden die entwickelten Layouts dann in OriginalgröĂe dargestellt und lassen sich so umgehend validieren.
»Planungsfehler werden so frĂŒhzeitig identifiziert. Die Mitarbeitenden erhalten einen realistischen Eindruck von der geplanten Fabrikumgebung«, betont Kaucher den Vorteil der beiden Darstellungsansichten. In beiden Modi ist die Zusammenarbeit im Team gegeben, die Nutzer können dabei gemeinsam an Layouts arbeiten. In einer sogenannten »Shared Session« lassen sich weitere Nutzer hinzufĂŒgen. Dies kann sowohl in einem Raum (Co-Located) als auch von mehreren Standorten aus (»Remote«) stattfinden. Im Co-Located-Modus wird das Modell dabei fĂŒr alle Teilnehmer an exakt derselben Stelle im Raum dargestellt. Das vereinfacht Diskussionen ĂŒber bestimmte Bereiche des Fabriklayouts. Die Anwendung ist intuitiv bedienbar. Somit können sich auch Mitarbeiter ohne Vorkenntnisse im Bereich MR an der Fabrikplanung beteiligen.
HoloLayouts fĂŒr erste AnwendungsfĂ€lle mit Varta erprobt
Den Praxistest hat HoloLayouts bereits bestanden. Im Projekt »DigiBattPro4.0« wurde die Mixed Reality-Anwendung fĂŒr die Neuplanung eines Bereiches mit zwei Rohstoffaufgabestationen fĂŒr Big Bags sowie diversen PeripheriegerĂ€ten wie Staubfiltern herangezogen. Die Planung fand in Zusammenarbeit mit Varta Consumer Batteries GmbH & Co. KGaA statt. Die Mitarbeitenden lobten insbesondere, dass die Anwendung zum guten rĂ€umlichen VerstĂ€ndnis des Planungsobjekts beitrĂ€gt und sich sehr intuitiv bedienen lĂ€sst.
DarĂŒber hinaus wurde HoloLayouts im Zentrum fĂŒr Digitalisierte Batteriezellenproduktion (ZDB) fĂŒr die Planung einer Assemblierungslinie fĂŒr 21â700 Lithium-Ionen-Batteriezellen genutzt. Die Fertigung der Batteriezellen gliedert sich in das Herstellen der ElektrodenbĂ€nder, in die Assemblierung der Zellen aus den Elektroden und weiteren Komponenten sowie in die Formierung der Zellen. FĂŒr den zweiten Schritt, die Assemblierung der Zellen, wurde am Fraunhofer IPA eine Produktionslinie aufgebaut.
»In diesem Rahmen konnten wir HoloLayouts zum Einsatz bringen und damit sehr gut flĂ€cheneffiziente Layouts fĂŒr die beengten PlatzverhĂ€ltnisse entwickeln und erproben«, erlĂ€utert der Forscher.
Weitere Informationen: https://www.ipa.fraunhofer.de/
Quelle:
Bild oben: Layoutplanung mit HoloLayouts im Miniaturmodus. © Fraunhofer IPA/Rainer Bez