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Ob Schulen oder Universitäten – digitale Bildung steckt noch in den Kinderschuhen. Mit Corona ändert sich das gerade weltweit. Auch für Investoren ergibt sich ein potenzieller Multi-Milliarden-Markt. Von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Bildung ist keine Selbstverständlichkeit. Auch nicht in Deutschland: Viele Mädchen und Jungen lernen wegen des Corona-Chaos an den Schulen kaum noch was. Neben soziopsychologischen Gründen liegt das an der mangelnden Digitalisierung, um wegbrechenden Präsenzunterricht auszugleichen. Was den Zugang zu digitalen Lernformaten und die Ausstattung mit modernen Technologien betrifft, lehren Deutschlands Schulen teilweise noch in der Steinzeit.

Corona zeigt die Defizite auf. Nicht nur in der Schule, auch an Universitäten und in der beruflichen Bildung. „Kaum ein Bereich des Lebens ist global gesehen weniger digitalisiert als die Bildung“, sagt Stuart Forbes, Mitgründer des auf Themenfonds spezialisierten ETF-Anbieters Rize. Er erwartet, dass sich das radikal ändern wird. Corona wirkt wie ein Dammbruch. In den USA etwa steigt die Nachfrage für Qualifizierungen, die zu Hause am Rechner absolviert werden können, rasant. Immer mehr Anbieter sprießen aus dem Boden, auch fürs Fernstudium. So können Studenten Universitätsabschlüsse erwerben, ohne ein einziges Mal die Uni persönlich zu besuchen. Voraussetzung für E-Learning sind neben Internet und Computer die Programme der Online-Bildungsanbieter, die mit den Unis kooperieren. Auch für Unternehmen ist E-Learning eine praktische Möglichkeit, Mitarbeiter weiter zu qualifizieren.

Enormes Wachstum erwartet

Der Markt ist gewaltig. Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts HolonIQ lagen die weltweiten Bildungsausgaben 2020 bei 5,4 Billionen Dollar, großteils staatlich aufgebracht, aber auch von Privathaushalten und Unternehmen. Bis 2030 könnte der Bildungssektor ein Volumen von acht Billionen Dollar erreichen. Bisher fließen nur vier Prozent der globalen Bildungsausgaben in digitale Technologien. Bis 2025 sehen die Analysten den Anteil auf 5,5 Prozent wachsen. Das ist ein Zuwachs um rund 180 Milliarden Dollar und entspricht einem jährlichen Plus von 16 Prozent.

Große Dynamik sei bei digitalen Lernspielen für Vorschulkinder zu erwarten, wie sie etwa das norwegische Unternehmen Kahoot anbietet. Zudem werde die Vielfalt an Online-Lernprogrammen für Schulen und Ausbildungsstätten weiter wachsen. Lehrer kommen via Bildschirm nach Hause und vermitteln individuell Lerninhalte. Auch für Technologien wie erweiterte und virtuelle Realität (AR/VR) bedeutet das einen Schub. Über VR-Brillen könnten Medizinstudenten Operationen durchführen, angehende Piloten ein Landemanöver simulieren. Dafür sind Entwicklungen bei künstlicher Intelligenz und Robotik nötig. Profiteure sind zudem Anbieter von Videoplattformen wie Zoom und Teamvieweroder Entwickler von Blockchain-Technologien, die Zertifikate über Uniprüfungen fälschungssicher machen. Zwar kosten Onlinekurse und neue Technologien Geld. Zugleich sinken jedoch an anderer Stelle die Kosten.

Reisen für Weiterbildungen erübrigen sich für Firmen. Fernstudien verringern die Belastung für Studenten, weil sie keine hohen Mieten mehr in Unistädten zahlen müssen. Zudem können sie Studiengebühren sparen; bisher bürden sich noch viele junge Menschen in den USA dafür hohe Schulden auf.

Digitale Formate könnten mehr Spaß bei der Wissensvermittlung bringen und so einen höheren Lernerfolg. Stärkere Individualisierung durch E-Learning kann gezielt Stärken fördern und Schwächen angehen – anders als in teils wenig effizienten Klassengemeinschaften.

Boom in Schwellenländern

Die digitalen Technologien sind nicht nur in Industrieländern auf dem Vormarsch, sie boomen vor allem in China und den Schwellenländern. „Wir rechnen damit, dass bis 2050 rund zwei Milliarden mehr Menschen aktive Lerner sein werden als heute“, so Forbes. Das betrifft vor allem die weiterführenden Schulen und die Erwachsenenbildung. In der Prognose nimmt zugleich die Zahl der gänzlich Ungebildeten ab.

In bevölkerungsreichen Länder wie Brasilien, Indien, Indonesien, Mexiko und Nigeria sind mehr als die Hälfte der Menschen jünger als 30 Jahre, viele davon potenziell wertvolle Arbeitskräfte. Vor allem, wenn sie gebildet sind. Das ist gut für Mensch und Gesellschaft: Mit dem Bildungsgrad steigen Wertschöpfung und Einkommen deutlich an, wie eine OECD-Studie zeigt. Weil zentrale Schulen in großen Flächen- und Inselstaaten nur einem Teil zugänglich sind, braucht es dezentrale digitale Lösungen. Flächendeckender Internetzugang ist vielerorts vorhanden. In manch afrikanischem Slum ist die Verbindung besser als in der deutschen Provinz.

Kein Wunder, dass der Kapitalmarkt das Thema entdeckt hat. In den vergangenen zehn Jahren sind laut HolonIQ fast 48 Milliarden Dollar an Venture Capital in die digitale Bildungsbranche geflossen, vor allem in China sowie den USA. Auch an der Börse gewinnt das Thema an Bedeutung. 2020 gingen weltweit 16 Bildungsanbieter aufs Parkett. Zuletzt legte die US-Firma Coursera im März ein fulminantes Debüt hin. Sie ist nun eines von etwa 300 börsennotierten Branchenunternehmen. Noch ist der Sektor klein. Nur 45 Firmen erreichen eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Milliarde Dollar.

Welches Potenzial hier schlummert, zeigt ein Vergleich mit dem Gesundheitssektor. Healthcare-Firmen haben einen Börsenwert von fünf Billionen Dollar, das entspricht mehr als 60 Prozent des weltweiten Gesundheitsmarktvolumens von acht Billionen. Der Börsenwert der Bildungsfirmen beträgt nur 300 Milliarden Dollar – das sind gerade mal fünf Prozent des weltweiten Bildungsmarktvolumens.

Quelle:

https://www.boerse-online.de/nachrichten/etf/bildung-das-digitale-klassenzimmer-hier-eroeffnet-sich-ein-milliardenmarkt-1030487725

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