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An der FH wird derzeit ein Auto in 3D erfasst, um es virtuell bearbeiten zu können. Was abstrakt klingt, soll verändern, wie wir leben und lernen.

Die Augen müssen sich einen kurzen Moment gewöhnen, die Ohren auf die Stimmen einstellen. Eine weite Werkshalle mit einigen wenigen Regalen tut sich auf, noch ungefüllt, buchstäblich und gewissermaßen auch sinnbildlich, denn um das Befüllen, das Erschaffen einer gänzlich neuen Welt geht es hier ja.

Die neue Welt, die sich da dem Nutzer eröffnet, ist eine digitale, sichtbar erst durch den Blick durch eine Virtual-Reality (VR)-Brille. Die Besonderheit hier drinnen ist nun weniger die Halle, auch nicht die Regale, sondern ein Lotus Super Seven, genauer gesagt ein dreidimensionales Modell davon, das Mitarbeiter und Studenten an der FH in Iserlohn vor gut anderthalb Jahren begonnen haben zu erfassen, um die Zukunft möglich zu machen. Und um im besten Fall zu verändern, wie wir leben und vor allem lernen.

Federführend bei dem Projekt ist Prof. Dr.-Ing. Wilhelm Hannibal aus dem Fachbereich Maschinenbau, der heute zehn Schüler des Märkischen Gymnasiums zu Gast hat, die sich den Besuch durch besonders gute Leistungen verdient haben. Demografie, Fachkräftemangel – es gilt auch für die FH den wissenschaftlichen Nachwuchs von morgen zu finden, doch das ist eine andere Geschichte.

Virtuell und doch mit Händen greifbar. „Schon cool, oder?“

Diese hier spielt zunächst weiter in dem kleinen Raum der FH, wo die Besuchergruppe in die virtuelle Welt eintauchen darf, zu der Halle mit dem Lotus-Sportwagen. Die Besonderheit ist, dass der Wagen, nimmt man zwei Controller zur Hand, tatsächlich greifbar zu ertasten ist. Per Knopfdruck lässt sich der Roadster in der Mitte auftrennen, so dass der Blick ins Innenleben frei wird. Man kann nun auch einzelne Bauteile herauslösen, einen Reifen, Sitze, eine Metallabdeckung, verrücken oder beiseite legen. Alles rein virtuell. „Schon cool, oder?“, fragt Hannibal, 59 Jahre, ein freundlicher Mann, dem man den Enthusiasmus bezüglich seines Projekts deutlich anmerkt.

„In zwei oder drei Jahren“, sagt er, „wollen wir das gesamte Fahrzeug erfasst haben“. Karosserie und Reifen sind digitalisiert, nun geht es an Motor und Interieur. Aktuell bearbeitet ein Student die Scheibenwischer. 20 Bauteile gibt es allein hier – der Prozess ist aufwendig. Als Modell dient ein echter Lotus, der im Labor für Automobilaufbau und Karosserie nebenan auf dem FH-Gelände steht.

Der Sinn des Ganzen: An dem virtuellen Lotus ließen sich künftig alle Handgriffe, Reparaturen oder Simulationen realitätsgetreu durchführen, ohne je ein originales Bauteil in Händen gehalten zu haben. Das Verfahren ließe sich praktisch auf alle Bereiche übertragen. Die Einsatzmöglichkeiten wären beinahe grenzenlos.

„In fünf bis zehn Jahren werden wir in allen Bereichen VR einsetzen – von der Medizin bis zur Biologie und weiter“, ist sich Prof. Hannibal sicher.

„Porsche beispielsweise“, erklärt er, „setzt VR-Brillen bereits für Schulungen ein“. 3D-Lehr-Videos werden aufgezeichnet. „Irgendwo in China setzt jemand die Brille auf und kann sehen, wie man beispielsweise eine Lichtmaschine wechselt.“ Auch Steuerungen lassen sich so simulieren. „Man sieht, wie eine Maschine reagiert.“ Ein Unterschied zur Realität sei dort eigentlich nicht mehr zu erkennen.

Einsatzmöglichkeiten gibt es auch im Bauwesen. Ganze Fabriken könnten virtuell entstehen und begangen werden, bevor überhaupt erst ein Stein verbaut ist. Jemand kann dann in Iserlohn sitzen und eine andere Person am anderen Ende der Welt in einem beliebigen Thema unterrichten.

VR-Lehrkonzepte entwickeln und an der FH einsetzen

„Wir wollen dazu in den nächsten Jahren begleitend Lehrkonzepte entwickeln“, erklärt Hannibal weiter. „Und diese wollen wir später an der FH in verschiedenen Bereichen nutzen.“

Wer nun hofft, künftig auch in den eigenen vier Wänden in virtuelle Welten der beschriebenen Gestalt abtauchen zu können, der wird zumindest mittelfristig noch auf gewisse Feinheiten verzichten müssen. Zwar sind die VR-Brillen für einige Hundert Euro im Fachhandel erhältlich, doch bedarf es eines ex­trem hochwertigen Rechners und einer speziellen Software, um beispielsweise ein Objekt wie den schicken Lotus-Sportwagen in die VR-Welt transferieren zu können.

Kostenpunkt allein für die Software-Lizenz: 15.000 Euro aufwärts pro Jahr.

Möglich ist mit Brille bereits ein Rundflug über Iserlohn mit Hilfe von Google Earth. Tief unten überragt der brutalistische Rathaus-Klotz den Stadtkern. In der Ferne schimmert der Seilersee.

Zurück in der Halle mit dem Lotus, mit den leeren Regalen, mit der Stimme von Prof. Hannibals wissenschaftlichem Mitarbeiter Robin Otto, der die einzelnen Handgriffe erklärt.

Die ersten Schritte im digitalen Neuland sind für den analogen Besucher zunächst ungewohnt, doch dies ändert sich schnell.

Die schöne neue Welt – ein bisschen einsam ist es aber schon noch hier drinnen. Menschen gibt es nämlich keine. Doch auch daran, sagt Prof. Wilhelm Hannibal, werde bereits gearbeitet.

 

Quelle:

https://www.ikz-online.de/staedte/iserlohn/die-erschaffung-einer-neuen-welt-id216451391.html

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