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Ein Arztbesuch bedeutet vor allem eins: Langes Warten, Überbuchung, schlecht gelaunte Patienten und gestresste Ärzte. Neue Startups sowie Apps könnten ab sofort Abhilfe schaffen – wir zeigen die vielversprechendsten Angebote.

Nur mal schnell zum Arzt? Heutzutage beinahe ein unmögliches Anliegen. Man sitzt gefühlt tagelang im Wartezimmer, um dann in fünf Minuten seine Beschwerden runter zu rattern und zu hoffen, dass der Arzt nicht schon die nächste Patientenakte aufgeschlagen hat. Eine Lösung könnte hier die digitale Sprechstunde bieten, von der wir zwar alle schon mal gehört haben, aber keiner richtig weiß, wie und ab wann das wirklich funktionieren könnte. Wir haben deshalb beim Startup Patientus nachgefragt, das es sich zum Ziel gemacht hat, das Gespräch zwischen Arzt und Patienten in die digitale Welt zu übertragen. „Wir sind ein technischer Dienstleister für Videokommunikationslösungen“, erklärt Dr. Felix Schirmann aus Berlin. Er ist Leiter des operativen Geschäfts von Patientus – das mittlerweile zur Ärztebewertungs-website und Onlinebuchungsplattform Jameda gehört. „So wie die Telekom unter anderem Telefonate ermöglicht, ermöglichen wir Videosprechstunden zwischen Ärzten und Patienten.

Alle Ärzte können in Deutschland Videosprechstunden durchführen und sich hierfür bei uns anmelden. Je nach Berufsordnung dürfen sie sogar Diagnosen in der Video-sprechstunde stellen.“ Die Berufsordnung variiert dabei zwischen den Bundesländern. Und während unser Nachbar Schleswig-Holstein bereits zum Zugpferd dieser digitalisierten Sprechstunde geworden ist, müssen wir in Hamburg noch ein bisschen warten. Leider. Dabei wäre ein Paradebeispiel für die digitale Sprechstunde die Nachsorge-untersuchung einer Muttermalentfernung. Pflaster ab – Wunde in die Kamera halten, Arzt draufschauen lassen, Zeit gespart. Was auch praktisch wäre, wenn man zu schlapp ist, sich aus dem Bett zu quälen: E-Rezepte. „Ich bin zuversichtlich, dass der Gang zum Arzt in naher Zukunft vollständig digitalisiert möglich sein wird“, so auch Schirmann.

VR für Medizin-Studis

Nick Wiese aus Barmbek-Süd, Founder des Hamburger Medizin-Startups VIREED, hat es sich zum Ziel gesetzt, bereits bei der medizinischen Ausbildung die neuesten Inno-vationen miteinzubeziehen. Er entwickelte eine Virtual-Reality-Education-Plattform für Studenten, Ärzte und medizinisches Fachpersonal. Mithilfe dieser Online-Anwendung soll das Simulieren von medizinischen Eingriffen und Notfallsituationen erprobt werden und auch ein sozialer und fachlicher Austausch möglich sein. „Im Grunde setzt man die VR-Brille auf, startet das Programm und befindet sich inmitten einer Art virtuellem Campus“, erklärt Nick die Grundidee seines Startups. Hier kann man gemeinsam lernen und sein Wissen anwenden – in einer individuellen Lernsimulation. Der Teilnehmer betritt dabei einen geschlossenen Raum, meist ein steriles Patientenzimmer, und kann zunächst im Theoriemodus die einzelnen Schritte abarbeiten. Im Anschluss startet die Ernstfallsimulation und die Puppe auf dem Tisch wird zum echten Patienten.

Die Idee zu seinem Startup kam Nick im Rahmen seiner Bachelorthesis im Fach Digital Media Management an der Hochschule Macromedia, in der er sich mit 360 Grad Videovorlesungen und VR-Animationen beschäftigte. Heute gehört das UKE in Eppendorf zu seinen engsten Sponsoren und Partnern. „Natürlich muss man mit so einem intensiven Medium wie Virtual Reality erst einmal behutsam umgehen und es braucht ein gutes, pädagogisches Konzept“, so Nick. Als Geburtsort für seine Idee kann er sich keinen besseren Standort als Hamburg vorstellen – denn auch obwohl Berlin weltweit als Startup-Metropole beliebt ist, gibt es hier seiner Meinung nach häufig klarere Strukturen und eine intensivere Förderung. Doch nicht nur in der Ausbildung und der Praxis, auch im alltäglichen Gebrauch sind Hamburger Startups mit dem Schwerpunkt Medizin ganz vorne mit dabei.

Die App „Hamburg schockt“ der Hilfsorganisation ASB nimmt sich der Gefahr des plötzlichen Herzstillstandes an. „Wir sind der Frage gefolgt, wie man erste Hilfe zeitgemäß umsetzen kann“, so Landesgeschäftsführer Michael Sander. Die Mobile-App „Hamburg schockt“ zeigt Menschen in Not nicht nur an, wo sich der nächstgelegene Defibrillator befindet, sondern bietet darüber hinaus ein Netzwerk mit möglichen Ersthelfern. Wer sich als potentieller Lebensretter zur Verfügung stellen will, muss sich – ganz simpel – einfach via Smartphone in der App registrieren und seine Grundqualifikationen zur Herzlungenwieder-belebung nachweisen. Wann immer man bereit ist im Ernstfall zu helfen, muss man lediglich seinen Standort in der App aktivieren. Bereits über 400 Ersthelfer sind allein für Hamburg registriert, Tendenz steigend. „Mithilfe der App konnten so schon einige Leben gerettet werden“, erklärt Sander stolz. Wer von uns sich eine solche Herz-Rhythmus-Massage nicht zutraut, kann trotzdem helfen. Mithilfe einer Karte à la Google Maps kann innerhalb von Sekunden ermittelt werden, wo der nächste Defibrillator in Hamburg steht, der auch von Laien bedient werden kann.

Von Hamburg in die Welt 

„Deutschland hinkt, was die Umsetzung vieler Möglichkeiten angeht, hinterher, weil hier oft Gründe wie der Datenschutz vorgeschoben werden, um Entwicklungen auszubremsen“, macht Sander deutlich. Trotzdem sieht er für Hamburg gute Chancen, sich als Hotspot der Szene zu etablieren. „Hier gibt es so viele Ideen, Apps und Programme, die kurz vor dem Platzen sind.“ Fest steht, einzelne Innovationen und Startups machen auf Dauer noch keinen medizinischen Wandel. Zwar sind sie ein erster Schritt in eine digitalisierte Medizinbranche, jedoch muss diese auch in vielen Grundsätzen neu festgelegt und definiert werden. Und Hamburg könnte hierfür ein Startpunkt sein. „Die Ärzte haben Angst vor Kontrollverlust, Entwertung ihres Wissens und Konkurrenz. Nur eine Minderheit wird den Wandel aktiv gestalten, während viele andere das Ganze bremsen. Entscheidend wird in dieser Situation der Druck der Bevölkerung sein“, so Michael Krausz, Professor für Psychiatrie und Suchtforschungs-experte aus Hamburg.

Für einen Wandel in der Medizinbranche will auch Tutech sorgen, eine Wissens- und Technologietransfergesellschaft der Technischen Universität Hamburg (TUHH). „Vor allem über Start-Ups ist das ein erfolgsversprechender Weg“, sagt Martin Mahn, CEO von Tutech. Und auch wenn die Marktanforderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen sehr scharf seien und erfolgreiche Start-Ups vor allem einen langen Atem bräuchten. „Das Potenzial ist unermesslich“, so Mahn. Aktuell wird bei Tutech an einer Technologie gearbeitet, die zwar vielen helfen würde, aber offenbar zu wenigen, als das sie für Investoren interessant genug ist. Hierbei handelt es sich um Hilfe für Querschnittsgelähmte. Die allgemeine Entwicklung im Bereich Medizin-Startups findet Mahn bemerkenswert. Zwar werden moderne Lösungen im Gesundheitsbereich in Zukunft nicht mehr nur alleine mit Disziplin zu meistern sein, jedoch sorgt das Forschungszentrum Medizintechnik Hamburg, eine Kooperation von TUHH und UKE auf jeden Fall für den nächsten Entwicklungsschub.

Und was sagt der Arzt?

Interview mit Prof. D. Lars G. Grossterlinden, Chefarzt im Zentrum für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie, Asklepios Klinik Altona

Inwieweit hat sich die Medizin in den letzten 10 Jahren verändert? Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
Die Veränderungen in der Klinik sind enorm. Die Digitalisierung spart nicht nur viel Papier, sondern vor allem auch sehr viel Zeit. Gerade auf meinem Fachgebiet mit der Notwendigkeit zur Verarbeitung von viel Bildmaterial, wie zum Beispiel Röntgenbildern, ist die unmittelbare Verfügbarkeit an „jedem“ Ort zu „jeder“ Zeit mit erheblichen Vorteilen verbunden. Während einiger Eingriffe wird außerdem schon modernste 3D-Virtualisierungs-technik einsetzt. Insgesamt kann mit deutlich weniger Zeitaufwand und höherer Qualität gearbeitet werden. Der einzige kritische Punkt ist jedoch, dass diese Zeitersparnis auch zu einer Arbeitsverdichtung geführt hat, da immer mehr Patienten mit kürzeren Behandlungszeiten versorgt werden.

Haben Sie Angst, dass ihr Berufszwei durch die Digitalisierung überflüssig wird? Und sehen Sie auch Schwierigkeiten und Gefahren durch die Digitalisierung der Medizin?
Alte Zöpfe gehören gestutzt, und solche Veränderungen sind auch eine tolle Leistung des menschlichen Geistes. Die Veränderungen werden ganz klar zu Verbesserungen führen. Überflüssig machen werden sie unsere Zunft vorerst nicht. Und falls irgendwann doch – freue ich mich für die Menschheit! Ein heikles Thema bleibt der Datenschutz. Und was wir mit der neu gewonnenen Zeit anfangen. Ich warne vor einer  wie Empathie und Respekt. Die Digitalisierung gehört psychologisch betreut und das sehe ich im Moment noch nicht. Der Umgang mit Technik muss gelehrt werden.

Wie wird ihrer Meinun nach die Medizinbranche der Zukunft aussehen?
Die Medizinbranche wird die neuen Techniken anwenden und sich in diesem Rahmen verändern, so dass ein ganz neuer Sektor entsteht. Die Mediziner stehen dabei in der Verantwortung, die neuen Techniken zum Wohle des Patienten einzusetzen. Die ökonomische Nutzbarkeit der neuen Technologie ist unumstritten, jedoch sollten Deutschland im Allgemeinen und Hamburg im Speziellen dabei in der ersten Reihe sitzen. Nur das Einsparpotential im Gesundheitssystem zu sehen, ist zu kurz gedacht.

 

Quelle:

https://uniscene.de/news/hamburger_innovationen_revolutionieren_die_medizinbranche

 

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