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Kann man einen Bibliotheksausweis haben, ohne je ein Buch ausgeliehen zu haben? Theoretisch schon, sagt die stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei, Gabriele Kölling. Dass Jugendliche sich in der Welschgasse zum Videospielen treffen, passt für sie hervorragend zum gesellschaftlichen Auftrag ihrer Arbeitsstätte.

Was wollen Büchereinutzer in der Corona-Pandemie lesen?
Während des ersten Lockdowns waren besonders Steuerratgeber, Kochbücher und Gartentipps gefragt. Da hat man schon gemerkt, dass die Leute Dinge anpacken, für die ihnen wahrscheinlich sonst die Zeit fehlt. Ein richtiger Renner waren Zeitschriften. Da haben wir ausnahmsweise die jeweils aktuelle Ausgabe verliehen. Und Krimis gehen sowieso immer. Für den Abholservice haben wir auch Überraschungspakete gepackt, je nach Interessen und Lieblingsautoren. Das hat richtig Spaß gemacht – und wir haben dabei richtig interessante Gespräche mit unseren Nutzern geführt.

Hatten Sie selbst mehr Zeit zum Lesen, als die Bücherei geschlossen war?
Nein. In der Bücherei haben wir die Zeit genutzt, um alle Medien für die Selbstausleihe vorzubereiten – und dabei etliches gleich aussortiert. Alte Schinken haben wir jetzt keine mehr in den Regalen. Außerdem hat unser Team unter anderem in der Terminvergabe für die Fieberambulanz an der Stadtklinik und am Corona-Infotelefon mitgearbeitet. Das Infotelefon betreuen nach wie vor fünf Kolleginnen im Wechsel werktags von 10 bis 14 Uhr. 

Was wollen die Anrufer im Moment so wissen?
Das sind inzwischen viele allgemeine Fragen. Was muss ich beim Urlaub beachten? Wie sind die Quarantäneregelungen und Testpflichten? Solche Sachen interessieren die Anrufer gerade.

Und das wissen Sie alles?
Na klar. Oder wir machen uns schlau, wo man die Informationen bekommt.

Veranstaltungen in Präsenz waren ja lange Zeit nicht möglich. Sie haben schnell reagiert und aktuelle Fragen aufgegriffen, etwa, wie man an einer Videokonferenz teilnimmt. Ist das Aufgabe einer Bücherei?
Ich finde ja. Man muss solche Dinge wissen, um Teil einer Gesellschaft zu bleiben, die immer digitaler wird. Die Grundkompetenz bleibt natürlich das Lesen. Aber wir bieten bewusst auch das Streaming von Musik und Filmen an – und informieren darüber, wie man es nutzt. Weil bei uns das alles mit einem Büchereiausweis kostenlos ist, können sich die Leute damit beschäftigen, ohne gleich Geld ausgeben zu müssen.

Jugendliche können in der Bücherei auch Videospiele machen. Knicken Sie damit ein Stück weit vor der Anziehungskraft dieser Medien ein?
Überhaupt nicht. Es geht dabei um die Möglichkeit der Teilhabe. Kinder, die keine Playstation oder Switch haben, können sich hier mit anderen Kindern zum Spielen treffen. Wir legen außerdem Wert darauf, dass Eltern gerade jüngere Kinder begleiten. Das ist manchmal ziemlich witzig, wenn die Kleinen sagen: Mama, du kannst das nicht. Gezielt bauen wir morgens beispielsweise die Playstation mit Virtual-Reality-Brille auf und sprechen ältere Nutzer an, ob sie die Sachen nicht mal ausprobieren wollen. Viele finden das super.

Ich könnte also theoretisch einen Büchereiausweis haben, ohne jemals ein Buch auszuleihen?
Theoretisch schon. Aber das passiert selten. Was es gibt, sind Nutzer, die nie zu uns in die Welschgasse kommen, sondern ausschließlich die Onleihe nutzen.

Dann verpassen sie die aktuellen Themen, die Sie immer wieder mit ihrer Schaufensterdekoration in den Blick nehmen.
Das stimmt. Wir bekommen ziemlich gut mit, womit sich die Leute beschäftigen, und greifen Trends früh auf.

Was ist gerade angesagt?
Minimalismus und Nachhaltigkeit sind schon seit einer Weile ein Thema. Beim Kochen ist es die vegetarische und vegane Ernährung. Und für Hühnerhaltung haben sich in der Pandemie Etliche interessiert. 

Und fürs Haareschneiden.
Ja, aber dazu wurde bei uns kein Buch entliehen. Ich weiß gar nicht, ob wir da etwas hätten. 

Haben Sie im Lockdown neue Hobbys für sich entdeckt?
Tatsächlich habe ich das Streaming von Filmen und Serien für mich entdeckt. Außerdem habe ich mir mit Begeisterung die Präsentationen von Museen und Kunstprojekte von Laien im Internet angeschaut. Gelesen habe ich eher weniger, und wenn, dann eher Kochbücher. 

Kaufen Sie Ihre Bücher oder leihen Sie lieber?
Sie würden sich wundern: Ich habe zuhause kein großes Bücherregal. Ich leihe. Interview: Sonja Weiher

Quelle:

https://www.rheinpfalz.de/lokal/frankenthal_artikel,-büchereileiterin-virtual-reality-brille-ausprobieren-finden-senioren-super-_arid,5239603.html?reduced=true

Foto:

Lesen, sehen, hören – und Videospiele machen: Für Gabriele Kölling gehört das alles zu einer Bücherei.Foto: Bolte

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