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Virtual und Augmented Reality verändern die Art und Weise, wie Menschen miteinander arbeiten und lernen. Sie sollen die Arbeit der Zukunft regelrecht revolutionieren. Aber sind Führungskräfte und Mitarbeiter den Anforderungen überhaupt schon gewachsen?

Die Technologisierung von Arbeit ist ein Thema, das Menschen seit jeher euphorisiert, aber auch in die Enge treibt. Den großen Fortschrittsversprechen tritt fast immer eine so simple wie nüchterne Erkenntnis gegenüber: Es braucht Menschen, die die neue Technologie verstehen und bedienen können. Ohne Know-how bleiben die erhofften Effekte aus und es findet keine Wertschöpfung statt. 

Virtual und Augmented Reality (V/AR) sollen etwa in der Produktion die Zusammenarbeit an komplexen Projekten von der Planung über die Konstruktion bis zur Inbetriebnahme verbessern. Abläufe und Zusammenhänge werden visualisiert, erweitert und so begreifbar gemacht. Die Vorteile sind bekannt. Was jedoch fehlt, sind klar beschriebene Kompetenzen und Berufsbilder von V/AR-Spezialisten. Und auch das Management hat zu lernen.

Virtuelle Möglichkeiten im Arbeitskontext sind vielfältig

Wenn sich Arbeitsplätze verändern, verändern sich auch Berufsbilder und damit einhergehend die Ausbildung sowie die organisatorischen Kompetenzen. Das Virtual Dimension Center (VDC) hat ermittelt, welche Berufsfelder in Zukunft von V/AR profitieren und welches die Barrieren sind, die Unternehmen daran hindern, die Anwendungen nachhaltig zu implementieren. 

Nach subjektiver Einschätzung der Experten werden V/AR-Anwendungen zunehmend relevant, etwa in den Branchen, in denen am Bestand gearbeitet wird wie dem Anlagenbau, der Architektur und der Raumplanung. Hier wird die Dokumentation verwendet, um Positions-, Struktur-, Prozedur- und Verhaltenswissen zu speichern. Weitere Anwendungsbereiche neben der Dokumentation sind: Ausbildung und Training, Kooperation, Assistenz, Geometriedefinition, Gestaltung und Design, Datenanalyse, Logik, Marketing und Vertrieb, Verhaltensforschung sowie Therapien, beispielsweise Konfrontations- und Traumatherapie. 

Virtuelle Realität vs. reale Hindernisse

So vielfältig Möglichkeiten der virtuellen Technologien daherkommen, so hoch sind die Barrieren, die ihrer Nutzung derzeit noch den Weg verstellen. Die Metaanalyse von Primärstudien bestätigt den Wissenschaftlern die Annahme, dass vor allem fehlendes Know-how, die mangelnde Verfügbarkeit von Spezialisten und geeigneten Schulungen sowie Unwissen über Kosten und Nutzen der Anwendungen deren erfolgreiche Diffusion verhindern. All diese Barrieren, so schlussfolgern die Studienautoren, finden sich auf Seiten der Anwender und können mit geeigneten Schulungsmaßnahmen minimiert werden. Daraus leiten sie sechs Forderungen an die V/AR-Bildung ab, die in naher Zukunft umgesetzt werden müssen:

UX und Standardisierung in der V/AR-Systementwicklung: „Eine sinnvolle Anwendungsentwicklung ist daher immer nur in enger Abstimmung mit den späteren Nutzern und Kunden möglich. Dieses Verständnis ist unverzichtbar.“

V/AR-Management-Kompetenz entwickeln: „Beispielsweise sind in den Studiengängen Betriebswirtschaftslehre, Ingenieurwesen, Jura, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftsingenieurwesen etc. Kenntnisse zur V/AR-Kosten-Nutzen-Rechnung, V/AR-Recht, Führung (und Mitarbeiter-Involvierung) und V/AR-Projektmanagement anzubieten.“

Bildungsnachweise/-abschlüsse zwischen Hochschulstudium und Produktschulung: „Die Berufsbilder 3D-Realtime Artist und teils auch Software-Entwickler benötigen hier Qualifikationsebenen, die zwischen Hochschulstudium und Produktschulung angesiedelt sind, etwa auf Berufsausbildungsebene.“

Berufsbegleitende V/AR-Kompetenzentwicklung ermöglichen: „Was damit also dringend benötigt wird, sind berufsbegleitende V/AR-Qualifizierungsangebote. Diese Angebote sind ebenso relevant für Unternehmen, die V/AR-Lösungen und V/AR-Dienstleistungen neu in ihr Produktportfolio aufnehmen möchten.“

Bildungsangebot breiter in Richtung V/AR-Anwendungen auffächern – Teil 1: „Für die V/AR-Berufsbilder Visualisierungsexperten, R&D-Ingenieure und Prozessleiter in der Rolle der Nutzer und Bediener der V/AR-Plattformen muss es verstärkt Angebote geben zu V/AR als Arbeitswerkzeug.“

Bildungsangebot breiter in Richtung V/AR-Anwendungen auffächern – Teil 2: „Auch für Handwerk und Handel müssen V/AR-Bildungsangebote gemacht werden, entweder im Rahmen der Berufsausbildung oder aber als Aufbauschulung in der beruflichen Weiterbildung.“

Wie Technologie-Kompetenz und Exzellenz gelingen

Können deutsche Unternehmen im Kontext der Digitalisierung und im Umgang mit neuen Technologien noch immer nicht nachhaltig exzellent agieren? Springer-Autor Klaus Radermacher befürchtet, dass angesichts sich rasant verändernder Technologien die Zeit zwischen Kompetenzerwerb und Wertschöpfung immer kürzer wird. 

„Bedauerlicherweise ist es immer noch häufig zu beobachten, dass selbst sehr grundlegende Technologien und Entwicklungen im Kontext der Digitalisierung von Entscheidern in Unternehmen nicht in dem Maße verstanden sind, wie es für eine angemessene Berücksichtigung in der Strategieentwicklung notwendig wäre“, schreibt er in seinem Buchkapitel zum Thema „Digital Excellence: Innovation plus Management-Kompetenz“ (Seite 198). Folgende Handlungsempfehlungen gibt er Entscheidern mit auf den Weg (Seite 198 f.):

  1. Es muss sichergestellt sein, dass aus Kundensicht dauerhaft eine Wertschöpfung erfolgt.
  2. Sowohl technische (digitale) als auch nicht-technische Innovationen und Entwicklungen (gesellschaftliche Trends, veränderte Werte, etc.) und die zugrunde liegenden Technologien müssen verstanden sein und auf ihre jetzigen und zukünftigen Auswirkungen konsequent untersucht werden.
  3. Innovationen und neue Technologien sind immer im Kontext des Wertschöpfungsprozesses zu betrachten.
  4. Die Punkte 1 bis 3 müssen in einen systematischen und regelmäßig zu durchlaufenden Strategieentwicklungsprozess münden, dessen Ergebnisse mit ganz klassischen Managementmethoden in der Organisation umzusetzen sind. 
  5. Mut zur Veränderung und unternehmerisches Agieren sind auch in Zukunft unabdingbar: Wenn die Erkenntnis vorhanden ist, dass in der Vergangenheit Bewährtes für die Zukunft nicht tauglich ist, ist es nicht hilfreich, darauf zu beharren und zu hoffen, dass es schon irgendwie gut gehen wird. 

Fazit: Virtual und Augmented Reality werden den Arbeitsplatz der Zukunft verändern. Es ist längst nicht mehr die Frage, ob das stattfinden wird, sondern wie es gelingt. Schließlich liegt es an den Unternehmen selbst, ob sie es schaffen, die genannten Barrieren und durch Kompetenzentwicklung auf allen Hierarchieebenen abzubauen und sich so Vorteile zu verschaffen oder ob sie den technologischen Vorsprung dem Wettbewerb überlassen.

Quelle:

Foto: Durch die VR-Brille betrachtet, wird Arbeit in Zukunft besser. Doch vorher gibt es noch einiges zu lernen. Kompetenzen müssen aufgebaut werden. Brilliant Eye / stock.adobe.com

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