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Die Software, die genutzt wird, um etwa Google-Glass-Brillen zu nutzen, kommt aus Bremen. Hersteller Ubimax möchte den Arbeitsalltag von Werkern erleichtern und ihre Berufe sichern.

Besser sehen kann Hendrik Witt mit der Brille, die auf seiner Nase sitzt, nicht – dennoch hilft sie ihm beim Gucken. Er trägt eine sogenannte Augmented-Reality-Brille (AR, erweiterte Realität), die Arbeiter in der Industrie durch Hologramm-Einblendungen unterstützt. Gebaut wird sie von Google. Die Software dazu kommt jedoch aus Bremen – und nicht aus Start-up-Hochburgen, wie Berlin, Tel Aviv oder dem Silicon Valley. Witts Unternehmen Ubimax entwickelt sie.

Damit kann man seine Firma getrost als „Hidden Champion“ (heimliche Gewinner) bezeichnen. Denn: Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich „Wearable Computing“, also bei tragbaren Computern. Ziel des Software-Unternehmens ist es, die Digitalisierung dahin zu bringen, wo Blaumänner getragen werden. Geschäftsführer Witt erklärt, wie er sich das vorstellt: „Rund 80 Prozent der heutigen Arbeitskräfte sitzen nicht am Schreibtisch, trotzdem wird dieser Arbeitsbereich bei der Digitalisierung oft vergessen. Das wollen wir beheben.“

Dazu nahm sich Witt, der Ubimax zusammen mit Percy Stocker und Jan Junker führt, zunächst der Logistik-Branche an: 2014 kam mit X-Pick das erste von bisher vier Programmen auf den Markt, parallel zum Start des Unternehmens. Zuvor hatte er die Firma drei Jahre lang aufgebaut, sie vor der Öffentlichkeit aber noch geheim gehalten, um sich vor Nachahmern zu schützen. Die Software soll Lagerarbeitern, die Pakete zusammenstellen, die Arbeit erleichtern. Auf eine kleine Scheibe projiziert die Brille alle Arbeitsschritte inklusive Bilder. Für den Arbeiter wirkt das, als würden die Informationen vor seinem Auge schweben. „Dadurch hat man die Hände frei und verkrampft nicht“, sagt Witt über sein Produkt. Für Unternehmen sei das Produkt interessant, weil Mitarbeiter durch die visuelle Unterstützung schneller arbeiten und weniger Fehler machen würden.

Zunehmendes Interesse am Thema Wearable Computing

Das Thema Wearable Computing begleitet den Unternehmensgründer schon lange. Bereits 2002 hatte er im Studium über einen Dozenten Berührungspunkte mit dem Thema. „Ich fand es schon damals spannend, Digitalisierung an den Menschen zu bringen“, sagt er. Während seiner Promotion in Bremen und Atlanta arbeitete er am Wear-IT-at-Work-Projekt des Fraunhofer Instituts, das sich ebenso mit tragbaren Computerlösungen beschäftigt wie der amerikanische Wissenschaftler Thad Starner, den Witt in Atlanta kennenlernte. Starner war es auch, der ihn zur Gründung von Ubimax animierte: Er zeigte Witt, der nach seinem Studium zunächst als Strategie- und Managementberater arbeitete, den Prototyp einer AR-Brille, die er für Google entwickelt hatte. „Mit der Technik kannst du das machen, woran du immer geforscht hast“, habe ihm der Professor gesagt.

Die Hardware habe lange auf sich warten lassen und anschließend auch noch stark weiterentwickelt werden müssen – erst seit der dritten AR-Brillen-Generation, die es seit knapp drei Jahren gibt, ist die Technik ausgereift. Doch die ersten Versionen waren Anlass genug für Witt, sein Unternehmen zu gründen. „Wir haben den richtigen Zeitpunkt für unsere Technologie erwischt“, sagt er.

Das erste Produkt sei direkt gut angekommen, der erste Kunde war gleich eine große Nummer: Autobauer Daimler. Bei der Deutschen-Post-DHL-Gruppe ist X-Pick mittlerweile Standard. Seitdem folgten drei weitere Produkte, die alle miteinander kombinierbar sind. „Wir arbeiten Wertschöpfungsketten orientiert. Unsere Programme knüpfen also aneinander an. Zukünftig würden wir gerne so etwas anbieten,wie Microsoft Office, nur für AR-Brillen. Also verschiedene Produkte, die alles abdecken und komplett miteinander funktionieren“, sagt Witt.

Neben X-Pick auch weitere Programme

Das Office des Bremer Softwareentwicklers nennt sich Frontline und umfasst neben X-Pick die Programme X-Make, X-Inspect und X-Assist. Make unterstützt Arbeiter in der Fertigung, gibt ihnen dafür über Hologramme Informationen zu den einzelnen Arbeitsschritten. Inspect funktioniert ähnlich, hilft jedoch nicht beim Aufbau, sondern der Wartung von Maschinen. „Wir können so die Qualitätssicherung in Unternehmen verbessern“, sagt Witt. Komme ein Arbeiter trotzdem mal nicht weiter, könne die Video-Telefonie-Software X-Assist helfen. Experten können den Arbeiter im Einsatz über die Software beobachten und ihm Tipps geben, etwa durch Zeichnungen im Blickfeld.

Mit seiner Frontline-Reihe sieht sich Ubimax jedoch nicht nur als Unterstützung bei der Arbeit, sondern auch als Partner im sich anbahnenden Kampf Mensch gegen Maschine. „Wir machen Menschen nicht zu Robotern, aber wir können ihre Fähigkeiten erweitern, damit sie mithalten können“, sagt Witt. Viele der Berufe, die nicht am Schreibtisch stattfinden, könnten künftig Roboter erledigen. Ubimax möchte diese Entwicklung zumindest hinauszögern.

Darüber hinaus plant das Unternehmen, die Einsatzbereiche seiner Technologie künftig noch zu erweitern. Neben der Industrie könnten die Software und die Brillen theoretisch in allen mobilen Berufen, wie etwa der Pflege, genutzt werden. Und nicht nur da: Im Grunde könne bald jeder von der Technologie aus Bremen profitieren. „Fast alle Brillenträger werden in zehn Jahren eine smarte Brille haben, zumindest als Zweitbrille“, vermutet Witt – und irgendwann werde es auch smarte Kontaktlinsen oder gar Implantate geben. „Die Technik“, sagt er, „wandert immer dichter an den Menschen.“

 

Quelle:

https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-digitalisierung-fuer-den-blaumann-_arid,1894226.html

Foto: Das Gestell, das Hendrik Witt auf seiner Nase trägt, ähnelt stark einer handelsüblichen Brille, nur Gläser hat sie nicht. Lediglich in der oberen rechten Ecke findet sich eine kleine Glasscheibe. Dort hinein werden wichtige Informationen für Arbeiter projiziert, die die Brille im Alltag nutzen. (Karsten Klama)

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