Skip to main content

Durch das Verbot von Großveranstaltungen in Zeiten der Corona-Pandemie fallen viele Messen in diesem Jahr aus. Die Unternehmen müssen sich also andere Wege für die Präsentation ihrer neuesten Entwicklungen überlegen.

Wie kann die Produktion von Autos besser gestaltet werden? Wie können Roboter mit Menschen interagieren oder auch bessere ergonomische Anwendungen für Arbeiter geschaffen werden, um etwa Rückenschäden vorzubeugen – dafür werden Ideen und Produkte entwickelt, die auf Industriemessen vorgestellt werden. Doch 2020 werden viele solcher Veranstaltungen ausfallen. Zu groß ist die Gefahr einer Ausbreitung durch das Coronavirus. So findet die Hannover-Messe gerade digital statt – mit vielen Konferenzen.

Doch damit die Unternehmen ihre Innovationen auch direkt vorstellen können, müssen sie sich etwas anderes einfallen lassen – möglichst ohne direkten Kontakt. Die Virtuelle Realität (VR) wäre eine Option. Besucher könnten sich neu entwickelte Autos, neue Technik für LKW oder innovative Ideen für den Arbeitsalltag direkt anschauen.

Erweiterung der VR noch in der Forschung

Anschauen – das ist das Schlüsselwort. Viel mehr kann die Virtuelle Realität bislang nicht bieten. Zwar kann man sich mittels VR Brille optisch in ein elektrisches Rennauto setzen, aber das Gaspedal kann nicht getreten, die Bequemlichkeit der Sitze nicht gefühlt und der Fahrtwind bei der Beschleunigung nicht gespürt werden. Wie die virtuelle Realität erweitert werden kann, „ist noch in der Forschung“, sagt Franziska Klimant von der Technischen Universität (TU) Chemnitz. Sie leitet die Abteilung für Prozessinformatik und Virtuelle Produktentwicklung.

Auch deshalb werde VR auf Messen von den Unternehmen bislang nur als „unterstützendes Element“ eingesetzt, sagt Franziska Klimant. Dies erfolge auch in wenigen Fällen mittels einer VR-Brille. Das Problem: Der potenzielle Kunde ist dabei allein im virtuellen Raum. „Das ist für ein Verkaufsgespräch ungünstig“, so die Expertin. Daher würden auf Messen anstatt ein Head-Mounted Display (VR-Brille) eher Projektive Systeme eingesetzt. Dabei kann etwa der Innenraum eines Autos an die Wände projiziert werden – der Fachmann kann dem Messebesucher so die Technik erklären.

AR soll Trend auf Messen sein

Auf Messen wollen die Besucher vor allem die Exponate „anfassen und ihre Funktionalität erleben“, sagt Wirtschaftsingenieurin Franziska Klimant. In den Showrooms von Unternehmen auf Messen werde deshalb immer mehr Augmented Reality (AR) eingesetzt – also eine mit virtuellen Informationen erweiterte Realität. „Das ist ein Trend“, sagt sie. So können sich Messebesucher etwa beim Anschauen eines neuen Elektrowagens, Daten zu PS, Stromverbrauch oder Ladedauer, aber auch 3D-Modelle verschiedener Varianten des Autos oder innenliegender Komponenten anzeigen lassen. Dies ist eine beliebte Ergänzung der Präsentation von Unternehmen auf Messen.

Denn als Bestandteil der Präsentation ist die VR-Technologie hilfreich. Das hat eine Umfrage der „AUMA MesseTrend 2020“ ergeben, deren Ergebnisse im Januar 2020 veröffentlicht wurden. Dabei gaben 17 Prozent der der teilnehmenden 500 ausstellenden Unternehmen an, Virtuelle Realität zu nutzen, „um Spezialanwendungen ihrer Produkte und Sondermodelle zu präsentieren“. Von den größeren Firmen mit über 125 Millionen Euro Umsatz hat sogar rund ein Drittel angegeben, VR auf Messen zu nutzen. Viele Firmen, so beschreibt die Umfrage, die vor der Corona-Pandemie gemacht wurde, würden verstärkt auf emotionale Produktpräsentationen setzen. Dieses Ziel könne man „offensichtlich durch die Kombination realer und virtueller Instrumente auf Messen besonders effizient umsetzen“.

Zu teuer, zu unpraktisch, zu unausgereift

Es gibt auch bereits ein Beispiel, dass ein Unternehmen nur mit Hilfe einer VR-Leinwand eine ganze Industrieanlage vorgestellt hat. Die Firma Niles-Simmons aus Chemnitz konnte so Interessenten aus den USA verschiedene Varianten einer Maschine und detailgenau jeden Arbeitsschritt vorstellen. Eine Möglichkeit, die in der Realität unvorstellbar wäre. Das Material dafür wurde 2013 in Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz erstellt.

Doch um den gesamten Vertrieb auf VR umzustellen, sind „die Investitionskosten zu hoch“, sagt Franziska Klimant von der TU Chemnitz. Zudem laufe nicht jedes Programm mit jeder VR-Brille. Ein erweiterte Realität (AR) oder Teile der Präsentation in VR „helfen jedoch ein Produkt besser kennenzulernen“, sagt sie. Das könne einen Vorteil gegenüber einem Konkurrenten bringen.

Kurzum: Derzeit sind die VR-Brillen und die VR-Technik noch nicht geeignet, um den Unternehmen auf Messen in der Corona-Krise zu helfen. Es ist zu teuer, zu unausgereift und zu unpraktisch für den Verkauf.

 

 

Quelle:

Foto: Bildrechte: imago/IPON

https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/wirtschaft-messe-vr-brille-100.html

Oculus VR-Headsets: Facebook stoppt Verkauf in DeutschlandHardwareKnowledge

Oculus VR-Headsets: Facebook stoppt Verkauf in Deutschland

Nach der Ankündigung, ab 2023 ein Facebook-Konto zur Voraussetzung zu machen, um Oculus' Virtual-Reality-Produkte nutzen…
8. September 2020

Leave a Reply